„Ein Ü-Ei-Tag“
Der Tag gestaltete sich völlig anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Ich war voll guter Ideen aus dem Bett gesprungen, hatte lauthals unter der Dusche gesungen (meine Nachbarn sind im Urlaub ) und mich im Spiegel in meine strahlenden Augen und überhaupt verliebt.
Bei meinem morgendlichen 60 Billionen-Meeting hatten wir mit überragender Mehrheit beschlossen, einen wundervollen Tag zu haben und beim Daily-Journeling war auch schnell mein Tagesthema klar. Heute wollte ich auf das Werten /Bewerten achten.
Es ist schon verrückt: obwohl es mir inzwischen wirklich gut gelingt aus der Wertung auszusteigen – manchmal sogar, erst gar nicht einzusteigen – ist die Luft bis zum Abend bei diesen inneren Stretchingübungen oft raus.
Irgendwann haben mich die Alltagsthemen wieder in ihren Bann gezogen. Sie müssen sich heimtückisch von hinten angeschlichen haben. Ich hätte sie sonst gesehen und wäre ausgewichen. 100 %ig. Sie sind wirklich schwer zu fassen, diese Alltagsenergien.
Du darfst die Tür in die Außen-Welt nur einen winzigen Spalt öffnen, bevor Du Dich herauswagst. Nur soweit, dass Dein Kopf gerade hindurch passt. Und nur wenn die Luft rein ist, würde ich den Weg antreten. Und rechne JEDEN Moment damit, dass der Alltagsmuff um die Ecke gekrochen kommt.
Er zieht in unscheinbaren Schleiern über den Boden und versucht Dich an Deiner Achillessehne zu packen. Ähnlich den Nebelschwaden über den Mooren der dunklen Hitchcock-Filme, die noch nicht dicht genug sind, um DIE EINE Stelle zu verdecken, an der die Hand des Opfers einsam um Hilfe rufend in die Luft ragt.
Du siehst, Du hast es bei den Alltagsschwingungen mit einer sehr schweren und heimtückischen Energie zu tun. Wenn Du sie rechtzeitig erkennst, kann ich Dir nur raten, die Beine unter den Arm zu klemmen und zu rennen, was das Zeug hält.
Heute war ich nicht schnell genug. Oder abgelenkt. Oder sie kam von hinten.
Ich denke, dass wird es gewesen sein.
Ich erwischte mich irgendwann dabei, dass es mit dem „nicht Werten“ nicht wirklich gut geklappt hatte. Und während ich mit mir selbst haderte, bewerte ich schon wieder – MICH.
Das war nicht gerade hilfreich, denn mein Körper wurde fester und fester und meine Energie verbrutzelte durch die innere Unzufriedenheit. Das ist genau DAS Zeichen, dass die Alltagsenergie Dich gepackt hat. Schwere und Unzufriedenheit!
Mit dem Energie-Level sankt die Stimmung.
Mit der Stimmung die Kreativität.
Und mit fehlender Kreativität…
ach, ist auch egal
Doch es gibt bei mir eine Schmerzgrenze.
Eine sehr niedrige Schmerzgrenze.
UND DAS IST SOOO GENIAL!!!
Irgendwann fühlt es sich so richtig ätzend an – und dass tut es tut es Gottlob schnell, wenn ich mich in den unübersichtlichen Wirren der Außenwelt verirrt habe.
Es sind einfach so viele Andere, die einfach tun, was sie für richtig halten. Das kann richtig verwirrend sein, diese vielen Wege, die meine kreuzen – das sag ich Dir.
Vor allem, wenn Du tief in Dir dann auch noch diese leise sanfte Stimme hörst, die ihre Botschaft mit jedem Herzschlag durch Deine Adern haucht: Sie habe das Recht dazu, kreuz und quer durch die Gegend zu laufen – genau, wie Du .
Ja, das weiß ich doch. Aber wenn sie sich nur etwas kooperativer verhalten würden – natürlich meiner Vorstellung entsprechend – dann könnte vieles so EINFACH sein, und ich würde mich nicht so schnell verlaufen.
Doch hier kommt mein Body ins Spiel. Er macht mir deutlich, dass es definitiv nicht mehr MEIN Weg ist, wenn es sich so unkomfortabel anfühlt. Er kann sich so herrlich fest zusammenziehen, bis es einfach unüberfühlbar ist – und plötzlich macht es in mir „Klick“.
Das Karussell stoppt.
Schlagartig ist Ruhe!
Eine schmeichelnde Ruhe, die sich wohltuend sanft um jede meiner Zellen schmiegt, wie das warme Wasser eines Duftbads um den langsam eintauchenden Body. Balsam für meine Seele.
Langsam hört der Schwindel im Kopf auf.
Mein Orientierungssinn setzt wieder ein und ich finde auf meinen! Weg zurück.
Mir fällt auf, dass ich Hunger habe.
Aaah, die Lebensgeister kehren heim.
Ich setze eine Portion Spargel auf. Mehr nicht.
Manchmal ist weniger mehr.
Eine Portion ultrafrischer Bio-Spargel, den ich gerade auf dem Hof in der Nähe gekauft habe, reicht völlig für heute. Und während er vor sich hinkocht, kommt mir die Idee, doch mal eben zu checken, ob eine emotionale Verstrickung vorliegt, weil eine leichte Enge mir noch den Hals zudrückt.
Ja klar. Tut es!
Im Prinzip war mir das schon vor dem Fakten-Check klar, aber sicher ist sicher – gerade in solchen Momenten. Ein sehr altes Ahnenthema steckt dahinter. Es reicht unendlich viele Generationen meiner weiblichen Vorfahrenreihe zurück:
DIE ANGST, AUF EIGENEN FÜßEN ZU STEHEN!
Das wundert mich jetzt nicht. Wenn meine Energie flöten geht, dann erscheint es natürlich völlig unmöglich, jemals den Gipfel erreichen zu können, den ich angepeilt habe. Und was, wenn ich es nicht schaffe? Und alleine bin???
In DEM Moment, in dem ich erkannt habe, wo die Ursache für die Verstrickung liegt, flutsche ich wie geschmiert aus der Wertung raus. Ich umarme den ängstlichen ur- ur- ur- alten Teil zärtlich. Mehr nicht. Ich nehme ihm einfach nur die Angst, alleine zu Sein.
Ich bin jedesmal wieder so dankbar, wenn ich wahrnehme, wie sehr Mitgefühl, Herzenswärme und Verständnis für uns selbst die ältesten Dinge auflösen können. Ein tiefer Atemzug und ein weiter freier Hals zeigen mir, dass sich dieser emotionale Knoten gelöst hat.
Ich weiß, es gibt noch mehr. Soviel mehr. Aber die werden sich dann zeigen, wenn die Zeit dafür reif ist. Bloß wie nicht wie blöde nach Baustellen suchen, die mir JETZT nicht im Wege stehen. Ich habe Besseres zu tun.
Manchmal frage ich mich, ob all die Dinge, die mir durch meine „Ü-Ei-Tage“ präsentiert werden, nur diesem einem Zweck dienen: mich von inneren Spaßbremsen aus veralteten erstarrten Strukturen zu befreien.
Dank meiner vollen „Werkzeugkiste“ unterschiedlichster Heilmethoden kam ich auf jeden Fall gut zurück in meinen Flow. Die Energie nahm zu, die Stimmung stieg und meine Gelassenheit machte es sich wieder in mir gemütlich.
Der Spargel war inzwischen auch fertig und wurde genussvoll verspeist. Eine gerechte Entschädigung für meinen Body, der einen sportlichen Tag hinter sich hatte.
Ich hatte mein Thema DOCH erfolgreich durchgezogen. Es war mir einmal mehr gelungen, mich mit mir selbst zusammenzusetzen, und mir einfach nur zuhören, um herauszufinden, was wirklich los war.
Ich war ein „Kapitelchen“ weitergekommen. In jede Richtung!
Jetzt werde ich mir einen Gute-Laune-Spielfilm herunterladen, einfach mal abschalten und dann rundumzufrieden wieder in mein Bett fallen. Was für ein wundervoll lebendiger, befreiender und bereichernder Tag.
Ein Ü-Ei-Tag halt
P.S.
Sicher kennst Du solche Tage auch. Fehlen Dir noch ein paar Werkzeuge, um damit besser umgehen zu können? Melde Dich gerne bei mir. Es ist leichter, als Du denkst.
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